Erfolgreich studieren, auch ohne Abitur?

Die Öffnung des Hochschulzugangs für beruflich Gebildete durch den Beschluss der Kultusministerkonferenz 2009 führte mit 8.400 Studienanfängern ohne Abitur zunächst zu einem sprunghaften Anstieg dieser um 56 Prozent im Jahr 2010 und um 32 Prozent im Jahr 2011.4 Dieser Trend hat sich in den Folgejahren fortgesetzt und zeigt, dass die Öffnung der Hochschulen für viele eine Chance ist und gut angenommen wird. Die starken Entwicklungen der Zahlen der Studienanfänger ohne Abitur spiegeln sich nun auch in den Absolventenzahlen wider. Im Vergleich zu 2013 nahm die Zahl der Hochschulabsolventen ohne Abitur um 20 Prozent zu.

Die Entwicklung der Absolventenzahlen kann mit der äußerst positiven Entwicklung der Anfängerzahlen allerdings nicht mithalten. Dies kann ein Indiz für eine hohe Zahl von Studienabbrechern sein. Derzeit gibt es keine Statistiken zum Studienerfolg von beruflich Qualifizierten, erst diejetzt geplante Einführung von Studienverlaufsstatistiken könnte diese Wissenslücke schließen. Deshalb lässt sich der Studienerfolg in dieser Gruppe nur näherungsweise taxieren, sieht man einmal von Erhebungen einzelner Hochschulen über ihre Studierenden ab. Eine Überschlagsrechnung zeigt, dass im Verhältnis zu den Studienanfängern viel zu wenig beruflich Qualifizierte den Studienabschluss erreichen. Legt man eine Studienzeit von sechs bis acht Semestern zugrunde und stellt die durchschnittliche Anzahl der Studienanfänger ohne Abitur der Studienjahre 2009 und 2010 der durchschnittlichen Anzahl der Absolventen ohne Abitur der Studienjahre 2013 und 2014 gegenüber, so erreichen nur 40 Prozent der Studierenden ohne Abitur einen Abschluss. Selbst wenn in diese Rechnung nicht einfließt, dass es in der Studierendengruppe der beruflich Qualifizierten einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Teilzeitstudierenden gibt, der länger studiert – der Unterschied zu den Studierenden insgesamt ist deutlich.